Die Psychologie der Figuren, das Überschreiten von Grenzen – dies zu entwickeln und weiterzuspinnen, ist sehr reizvoll.

Petra Tessendorf ist Krimi-Autorin und Studienleiterin an der Schule des Schreibens. In "Im Gespräch" erzählt sie, was sie am Krimi schreiben reizt und warum man gute Ideen nicht für später aufheben sollte.

Petra Tessendorf ist seit vielen Jahren an der Schule des Schreibens als Studienleiterin tätig. Und seit zwei Jahren kennen sie viele unserer Teilnehmenden auch als Moderatorin in unserem Autorencampus. Dort steht sie mit Rat und Tat und motivierenden wie beruhigenden Worten zur Seite, wenn es mal beim Schreiben nicht rund läuft. 
Sie selbst schreibt Krimis. Im emons Verlag erscheint ihre Küsten-Krimireihe um Kommissar Paul Lupin und seinen kauzigen Vater Johann.

Liebe Frau Tessendorf, ursprünglich sind Sie Journalistin. Wie sind Sie zum Krimi schreiben gekommen. Was reizt Sie an diesem Genre?
PT: Die Idee für einen Roman kam bei einem Pressetermin. Ich begleitete eine Archäologin, die Forschungen zu den Hohlwegen im Bergischen Land betrieb, und erfuhr, was sich auf diesen uralten Handelswegen ereignet hatte und dass sie auch sehr gefährlich waren - den Schauplatz hatte ich somit gefunden. 
Interessant an Krimis ist die Frage, was normale Menschen dazu bringt, jemanden zu ermorden. Die Psychologie der Figuren, das Überschreiten von Grenzen – dies zu entwickeln und weiterzuspinnen, ist sehr reizvoll.

Wie entsteht aus der Idee für einen Krimi eine ganze Reihe? Was müssen Autor/innen dabei beachten?
PT: Eine Fortsetzung kam mir erst nach Fertigstellung des ersten Bandes „Küstendämmerung“ in den Sinn. Da die Handlung für die beiden Hauptfiguren eine Zäsur bzw. ein Neustart war, ergab sich allein daraus Stoff für eine Weiterentwicklung. 
Wichtig ist aber, dass man beim Schreiben des ersten Romans nicht gleich an eine Reihe denkt. Das verführt, gute Ideen für später aufzuheben, was schade ist. Man sollte darauf vertrauen, dass sich neue Einfälle für die Fortführung zuverlässig einstellen.

Wenn nicht Krimi – welches Genre dann?
PT: Mein Agent sagt immer, meine Krimis haben auch etwas von einem breiter angelegten Familienroman, da die Charaktere und deren Beziehungen untereinander im Vordergrund stehen. Vielleicht sollte ich seinen Ratschlag doch einmal beherzigen. Allerdings könnte ich mir auch den Psychothriller vorstellen, böse Ideen dazu hätte ich genug.

Sie sind seit gut zwei Jahren Moderatorin unserer Online-Plattform, dem Autorencampus. Was macht Ihnen an dieser Aufgabe besonders Freude?
PT: Der Autorencampus ist mir ans Herz gewachsen, da es Freude macht, den Austausch der Autoren und Autorinnen mitzuverfolgen. Dies tue ich meist im Hintergrund, da das Forum den Schreibenden gehört. Ab und zu gebe ich ein Lebenszeichen von mir, so zum Beispiel den Tipp des Monats oder auch mal andere Posts. Aber jederzeit bin ich über das persönliche Postfach zu erreichen, um Fragen oder Probleme zu klären. Der wertschätzende Ton und die konstruktiven Beiträge der Teilnehmenden sind einfach großartig.

Wie wichtig ist die Vernetzung von Autorinnen und Autoren untereinander? 
PT: Der Austausch untereinander ist besonders für Newcomer hilfreich, zum Beispiel in Verbänden, auf Messen oder anderen Plattformen. So kann man Möglichkeiten für Veröffentlichungen oder Lesungen finden und Erfahrungen mit Verlagen und Agenturen austauschen. Schreiben ist ein einsames Geschäft, und der Kontakt mit anderen Schreibenden kann Selbstzweifel abmildern und Mut machen. Ich selbst bin Mitglied im „Syndikat“ und somit optimal vernetzt, was die Krimibranche angeht.

Studienleiterin Petra Tessendorf und Buchcover "Tod im Strandhaus"
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