Silke Mahrt aus Bad Oldesloe

Schon als Kind habe ich mir gerne Geschichten ausgedacht und kaum konnte ich schreiben, flossen die Worte in Schönschrift auf Papier. Meine Mutter lochte die Blätter und band sie mit Wollresten zusammen. Bereits damals träumte ich von einem richtigen Buch, das im Bücherregal stand und nicht nur in einer Schublade lag. Ein Buch, dass die Leserinnen in eine fremde Welt entführte.

Deutsch war mein Lieblingsfach in der Schule und so studierte ich nach dem Abitur Germanistik. Ich schrieb weiter Gedichte und Kurzgeschichten, doch der Traum von einem eigenen Buch rückte neben Studium, Beruf und Kindern in den Hintergrund.

Später verfasste ich gemeinsam mit einem Kollegen ein erfolgreiches Altenpflege-Lehrbuch. Das steht zwar gebunden und bunt bebildert in 6. Auflage in meinem Bücherregal, es entführt die Leserinnen jedoch nicht in fremde Welten.

Im Oktober 2019 meldete ich mich bei der Schule des Schreibens für die Krimi-Romanwerkstatt an, denn inzwischen lagen zwei halbfertige Krimis quasi in der Schublade. Nicht mit einem bunten Wollfaden versehen, sondern als immer wieder mal geöffnete Ordner auf meinem Laptop. Ich kam nicht weiter und merkte, dass mir das richtige Handwerkszeug fehlte.
Kaum hatte ich mich angemeldet, stellten sich die ersten Erfolge ein. Ich wurde sowohl im Debüt- als auch im Genre-Wettbewerb platziert und mein Krimi entwickelte sich. Die stetigen Korrekturen meines persönlichen Studienleiters und der Austausch im Forum der Schule des Schreibens helfen mir, meinen Schreibstil zu verbessern und motivieren mich zusätzlich.

Dann kam Corona – und plötzlich wollte eine ganz andere Geschichte geschrieben werden, eine Geschichte über starke Frauen in der Krise.

Meinen Krimi werde ich im Laufe meines Studiums zu Ende schreiben. Ich bin sicher, mit der Unterstützung hier, schaffe ich das.

In den sozialen Medien

Wettbewerbs-Auszeichnungen

5. Platz im Genre-Wettbewerb 2020 - Waldflucht
Urteil der Jury

Eine junge Frau wird in einer Hütte festgehalten. Zuerst gefesselt macht er sie endlich los. Sie kann entkommen, aber er folgt ihr. Der Wald, der einst ihr Freund war, wird ihr jetzt zum Verhängnis.

Silke Mahrts Szene ist ein Albtraum. Die Autorin versteht es, ihre Leser die Verfolgungsszene hautnah miterleben und miterleiden zu lassen. Bestechende Bilder und treffende Worte, die das Leid und die schreckliche Angst der Hauptfigur zeigen. Wir sind dabei, wenn die Hand des Täters die Fesseln der Frau packt, wenn er sie zu sich her schleift, sie umdreht und – wenn die Autorin den Kopf hebt und sie Applaus bekommt. Ein gelungener und lesenswerter Text, der die Leser am Ende sehr geschickt wieder in die Realität zurückholt.

Waldflucht:

Ihre nackten Füße wirbelten durch das taufeuchte Gras. Die kalte Luft brannte in ihren Lungen. Der Mond schien viel zu hell. Noch etwa hundert Meter bis zum Waldrand.
Ein Schrei durchschnitt die Stille der Nacht. Es klang schmerzvoll, wie das Heulen... Kurzgeschichte lesen

1. Platz im Genre-Wettbewerb 2020 - Homeoffice
Urteil der Jury

Die Corona-Krise hat unser Leben für immer verändert. Für manche ist die Krise auch ein Katalysator, der bereits bestehende Mängel offenlegt, so wie in der Geschichte von Silke Mahrt. Sie greift eine Stunde aus dem Leben einer fünfköpfigen Familie heraus, also eine ganz klassische Kurzgeschichte: Ein Ort, eine Zeit, die ideale Erzähleinheit. Hier kann man sich ohne Zeit- und Ortswechsel auf die inneren Vorgänge konzentrieren, die durch die äußeren Vorgänge angedeutet werden. Charlotte ist die Familienmutter, der, obwohl ihr Mann ebenso wie sie, von zu Hause arbeitet, alle zusätzlichen Pflichten aufgebürdet werden: die sich streitenden Kinder, der Kleinste, der in die Hose macht, der Ehemann, der nach seinem Essen brüllt. Das alles ist so intensiv dargestellt, dass man als Leser unwillkürlich nach Luft schnappt.
Und dann die Pointe, die so überaus gelungen ist, weil sie ohne großes Drama auskommt: Charlotte geht vor die Tür, setzt sich auf die Treppenstufen und genießt einen Moment von scheinbarer Freiheit, einen kurzen Moment des Friedens. Dieser Kontrapunkt zu dem seitenlangen Stress vorher ist gleichzeitig realistisch und anrührend. So sind Menschen: Kurz Luft holen und weiter. Das ist sehr gut gesehen und eingefangen.

Homeoffice:

„Mama!“
Emilie stand in der Wohnzimmertür. Sie hatte die Arme in die Hüften gestemmt und runzelte die Stirn. Ihre Stimme überschlug sich.
„Mia hat gaaanz laut Musik an und ich habe jetzt Home-schooling.“
„Mama, ich muss kaka!“, tönte es aus Jakobs... Kurzgeschichte lesen

2. Platz im Schreibdebüt-Wettbewerb 2019 - Verrat
Urteil der Jury

Die Kurzgeschichte „Verrat“, die inhaltlich und sprachlich-stilistisch wie ein Spannungsroman aufgebaut ist, erzählt von den psychologischen Mechanismen einer Frau, die von ihrem Mann verlassenen wurde. „Ihr schaute eine alte Frau entgegen. Das Make-up war verlaufen, wässrig-blaue Tränenspuren liefen über ihre Wange. Die Falten um Mund und Augen wirkten wie verknittertes Papier“. Um ihr Selbstwertgefühl zurück zu erlangen, täuscht sie einen Überfall vor. Die personale Erzählerin fragt sich, ob sie an alles gedacht hat, bevor sie die Haustür öffnet und blutend auf die Straße stürzt. Gerne hätte sie „ihren Verletzungen noch Würgemale“ hinzugefügt, aber die „Schnitte mussten reichen“. Das Messer, mit dem sie sich die Schnitte zugefügt hat, hat sie „für ihn gekauft, für sie, für sich selbst, sie wusste es nicht."
Gekonnt steigert die Autorin Silke Mahrt das Erzähltempo an der Stelle, an der die Handlung eine entscheidende Wende nimmt. Plötzlich ist die langersehnte Aufmerksamkeit da: „ein fremder Mann, dem sie um den Hals fällt, die Polizei, ein Rettungswagen. Eine Polizistin hüllte sie in eine Decke. Sie merkte, wie sehr sie fror." Nachdem die Protagonistin es geschafft hat, wieder Kontakt zu ihrem Mann aufzunehmen, betrachtet sie ihr Gesicht in ihrem Schminkspiegel. Doch anders, als in der Anfangsszene, ist sie sich nun sicher, dass sie „schön ist“.

Verrat:

Vorsichtig, beinahe zärtlich zog sie das Messer über die Innenseite ihrer linken Brust. Fasziniert sah sie dem ersten Blutstropfen nach, der fast in Zeitlupe von ihrem Busen hinab auf ihren noch immer schlanken Bauch lief. Sie erschauderte. Ein... Kurzgeschichte lesen

Foto Silke Mahrt

Veröffentlichungen

Mahrt-Silke-Cover-Harzer-Suehne
Harzer Sühne

Krimi / Thriller, 280 Seiten
Elektronik-Praktiker

ISBN 978-3969010709
Juni 2023

Cover Silke Mahrt - Das Leben ist kalt
Das Leben ist kalt

Roman, 234 Seiten
Books on Demand

ISBN 978-3752605754
November 2020

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