Jasper Flynnt aus München

Wettbewerbs-Auszeichnungen

2. Platz im Schreibdebüt-Wettbewerb 2020 - Jetzt oder nie
Urteil der Jury

Jetzt oder nie behandelt ein klassisches Sujet. Es geht um „das erste Mal“, um die Nervosität, das Zögern, die Zweifel und Ängste. In diesem Fall gibt es jedoch einen Twist. Die Geschichte erzählt von einem Coming Out, das zwar nicht definiert wird, dennoch aber deutlich macht, der Ich-Erzähler steht nicht auf Frauen. Er hat schon länger diesen Verdacht, und er hat Angst davor, ihn zur Gewissheit zu erhärten. Als sich ihm eine Gelegenheit bietet, beschließt er, sie zu nutzen. Die psychologische Situation ist komplex, und die Entdeckung der sexuellen Identität wird nicht heroisiert oder romantisiert oder als große Errungenschaft gezeigt. Wir haben es eher mit einem für alle Beteiligten demütigenden Ereignis zu tun. An einer Stelle wird es direkt gesagt: Ich war ein Arsch, ich benutzte sie, um herauszubekommen, was mit mir los war. Selbst in diesem emanzipatorischen Akt ist die junge Frau also lediglich ein Objekt und die Selbsterkenntnis hat einen Preis, den jemand anders zahlen muss. Man spürt, dass die Ich-Figur nicht stolz darauf ist. Jasper Flynnts Geschichte wird durch diesen ganz und gar unglamourösen Realismus zu etwas Besonderem.

Jetzt oder nie:

Ich lernte Andrea auf einem Lehrgang kennen. Sie war es, die den Kontakt bei einem Mittagessen in der Kantine herstellte, als sie mich fragte: „Bei welcher Bank arbeitest du?“

Es stellte sich heraus, dass sie ihre Ausbildung bei einer Bank in der Nähe... Kurzgeschichte lesen

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