Lisa Wenzel aus Wildeshausen

Wettbewerbs-Auszeichnungen

1. Platz im Genre-Wettbewerb 2025 - Bilder aus Perleberg
Urteil der Jury

Lisa Wenzel zeichnet mit Bilder aus Perleberg ein spannungsgeladenes und zugleich zärtliches Mutter-Tochter-Portrait.
Valerie, eine Künstlerin, die eigentlich an einer Auftragsarbeit malen sollte, bekommt unerwartet ein Paket von ihrer Mutter. Dass sie es nicht gleich zu öffnen wagt, zeigt uns das schwierige Verhältnis an, ohne dass dies ausdrücklich benannt werden müsste. 
Statt der Auftragsarbeit malt Valerie ein Portrait von sich selbst als Kind. Sie legt all ihre Düsternis und Einsamkeit in das Werk, und während es vor unseren Augen entsteht, erfassen wir entscheidende De-tails ihrer schmerzvollen Kindheit – erneut ohne dass dies ausdrücklich so benannt werden muss.
Der Text wird damit zum Paradebeispiel für das Prinzip des show, don’t tell, in diesem Fall ganz buchstäblich anhand eines Bildes, das vor unseren Augen entsteht. 
Als es schließlich fertig ist, kann Valerie sich dem Paket ihrer Mutter stellen, das noch immer unberührt in der Küche liegt. Darin findet sie, wie zur Antwort auf ihr Bild, ihre alte Plüschkatze und die Bitte um Vergebung.
Bilder aus Perleberg ist mit sparsamen, jedoch genau gesetzten Strichen gezeichnet und gerade darum emotional überaus dicht. 
Der Text endet versöhnlich. Lisa Wenzel entlässt uns mit der Hoffnung, dass das Kind in Valerie am Ende doch noch geliebt werden wird.
 

Bilder aus Perleberg:

„Einen schönen Tag noch.“
Ich schließe die Tür, ohne den freundlichen Gruß des Postboten zu erwidern, ohne den Blick von dem Päckchen in meinen Händen zu nehmen. Ich gehe in die Küche und lasse es auf den Tisch fallen. Meine Finger sind heiß, als... Kurzgeschichte lesen

Foto Lisa Wenzel

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