Dorothea Barbosa Sicard aus Hausen im Wiesental

„Erzähl mir eine Geschichte!“ Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Satz zu meiner Oma gesagte habe. Aber ich weiß noch, wie es sich anfühlte, wenn ich auf ihrem Schoß saß – mit meinem blauen Schnuller in der Hand – und völlig gebannt ihren Geschichten lauschte. Oma erzählte. Von den sieben Zwergen hinter den Bergen und Rotkäppchen und dem Wolf. Von ihrer Kindheit auf dem Dorf und den Streichen ihrer Brüder. Vom knusprigen, noch warmen Brot und eiskalten Bachwasser, in dem auch im Winter die Wäsche gewaschen wurde. Und später auch vom Hunger, vom Krieg und vom Tod. 
Noch bevor ich lesen konnte, traten Kassetten und Schallplatten in mein Leben, die ich vor allem abends im Bett, aber auch, wenn ich krank war, hörte. Und als ich endlich in die Schule kam, schrieb ich bald eigene Geschichten, die zwar häufiger das Aufsatzthema verfehlten, meiner Grundschullehrerin aber dennoch so gut gefielen, dass sie meine Mutter bat, ihr meine Aufsatzhefte zu überlassen.
In der weiterführenden Schule begeisterte ich mich vor allem für Fremdsprachen und fürs Übersetzen, was leider auch dazu führte, dass ich selbst immer weniger schrieb. Überhaupt schienen sich mit dem Erwachsenwerden die „vernünftigen Argumente“ gegen das Schreiben massiv in meinem Kopf zu vermehren, so dass ich nach dem Abitur zwar meiner Leidenschaft folgte, indem ich Englisch und Französisch studierte, mir aber sicherheitshalber noch Ökonomie zumutete. Und dank Ökonomie hatte ich nach dem Studium dann auch das Glück, sofort einen sicheren und vernünftigen Bank-Job zu ergattern … und wurde kreuzunglücklich.
Nach meinem Bank-Ausstieg war für mich klar: Es musste etwas mit Schreiben sein. Nur was? Es folgte eine lange Suche - mit vielen Fortbildungen und Jobs - denn ein bisschen Geld war ja leider auch vonnöten. Doch als ich eines Tages einen literarischen Text aus dem Englischen ins Deutsche übersetzte und mir die Übersetzung anschließend zur Kontrolle selbst laut vorlas, wurde mir endgültig klar, dass ich doch eigentlich viel lieber den Originaltext geschrieben hätte, anstatt ihn zu übersetzen. 
Einen Tag später meldete ich mich bei der Hamburger Schule des Schreibens für die Große Schule des Schreibens an - zunächst mit dem Schwerpunkt Sachbuch, weil mir das immer noch vernünftiger erschien als Belletristik. Ich wechselte aber bald zur Großen Schule des Schreibens mit Schwerpunkt Kinder- und Jugendliteratur und absolvierte anschließend die Romanwerkstatt. Die Studienunterlagen, Webinars und das Feedback der Lektor*innen waren für mich sehr hilfreich und ermutigend und das Erlernen der handwerklichen Fähigkeiten gab mir zunehmend Sicherheit beim Schreiben. Ein erster Schreib-Erfolg stellte sich im Februar 2018 mit dem 1. Platz im Genre-Wettbewerb „Spannung“ der Schule des Schreibens für meine Geschichte „Harveys Haus“ ein. Im Oktober 2023 erschien dann mein erstes Buch („Puggel im Weihnachtsland“), das ich meiner Oma gewidmet habe. Da ich zurzeit in der glücklichen Lage bin, dass meine Familie mich auch finanziell unterstützen kann, hoffe ich, dass bald mein erster Roman erscheinen wird.

Website:

https://www.dorotheabarbosa.de/

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Veröffentlichungen

Barbosa Sicard Cover Puggel im Weihnachtsland
Puggel im Weihnachtsland

Kinder-/Jugendbuch, 38 Seiten
Books on Demand

ISBN 978-3758302176
Oktober 2023

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