Kathrin Engeroff aus Groß-Gerau

Wettbewerbs-Auszeichnungen

3. Platz im Genre-Wettbewerb 2025 - Noch nicht
Urteil der Jury

Noch nicht von Kathrin Engeroff handelt vom Nichtloslassenkönnen.
Lydia besucht ihre alte Tante im Heim und will ihr zu einem Abenteuer verhelfen, das ihren vermeintlich trostlosen Alltag durchbricht. 
Also verbringen sie gemeinsam einen Tag mit Tramfahren, Klamotten-Shopping, Café-Besuch und einer ABBA-Show. Dabei wird immer deutlicher, dass Lydia den Ausflug vielleicht dringender braucht als ihr Tantchen. Sie muss sich vergewissern, dass diese noch voller Leben steckt und mindestens hundert wird.
Die Tante indes hat eine fast anarchische Art, aus diesem Tag an Leben herauszuholen, was immer ihr möglich ist. Zugleich weiß sie, dass sie bald sterben wird, und sie freut sich, wenn sie gehen darf. 
Lydia jedoch ist noch nicht bereit dafür.
Dramaturgisch gesprochen ist die Tante ein Katalysator für Lydia. Sie verändert sich nicht durch diesen einen Tag in Freiheit, denn sie ist längst innerlich frei. Lydia jedoch – und damit auch wir als Lesende – erhalten die Chance, uns etwas Wesentliches in Erinnerung zu rufen: man sollte das Leben mit voller Leidenschaft genießen, solange es währt. Und man sollte auch akzeptieren, dass es endlich ist. 
Mit Noch nicht ist Kathrin Engeroff ein unterhaltsames, amüsantes und nachdenklich stimmendes Stückchen Literatur gelungen.
 

Noch nicht:

Was sind schon sieben Jahre? Dass das Tantchen 100 werden würde, stand für mich außer Frage. Und dann würde sie wie Allan Karlsson aus dem Fenster steigen und sich in das Abenteuer ihres Lebens stürzen.
Schweigend stehe ich hinter Tantchens Rollstuhl... Kurzgeschichte lesen

Foto Kathrin Engeroff

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