Ilse Winkler aus Klagenfurt

Wettbewerbs-Auszeichnungen

5. Platz im Genre-Wettbewerb 2022 - Einfach weitergefahren
Urteil der Jury

Die Anekdote Einfach weitergefahren wird in Form eines polizeilichen Vernehmungs-Protokolls erzählt und handelt von einem Kärntner Schulbusfahrer, der eines Morgens einfach die Kinder an den Bushal-testellen stehenlässt und ins Blaue fährt, bis er an einem See stehenbleibt, an dem er in Kindertagen oft mit seiner Mutter gewesen ist.
Charmant wird diese Erzählung durch den zwar deutlich, aber nicht übertriebenen österreichisch klingenden Sprachgestus. 
Der Busfahrer sagt, er versteht selbst nicht, warum er einfach weitergefahren ist, und er wollte auch keinen Schaden anrichten.
Indem wir seiner Aussage folgen, lesen wir zwischen den Zeilen jedoch von Verlust und Trauer und der Sehnsucht nach Freiheit. Seine Mutter ist früh gestorben, seine Frau hat ihn verlassen, und er versteht es sogar, weil er ihr ‚nichts bieten‘ kann. Und er hat nie eine Träne geweint. Bis zu diesem einen Tag, an dem er einfach weitergefahren ist und an dem See aus Kindertagen alles aus sich herausgelassen hat.
Ilse Winkler erschafft mit wenigen Worten eine vollständige Charakterstudie samt Biografie, die zugleich unterhaltsam und anrührend ist.  

Einfach weitergefahren:

(Protokoll einer Tonbandaufzeichnung / Vernehmung von Karl P. am 5.4.2022 im Landesgericht Klagenfurt)

„Ich weiß auch nicht, warum ich einfach weitergefahren bin. 
Es war ja ein ganz normaler Morgen und die Arbeit macht mir eigentlich auch Spaß. Die... Kurzgeschichte lesen

1. Platz im Genre-Wettbewerb 2019 - Klau, schau, wem ...
Urteil der Jury

Ein gewiefter Dieb beobachtet in einem Supermarkt eine junge Frau mit Kind, die völlig offensichtlich Lebensmittel in ihrer viel zu großen Jacke und im Rucksack ihres Kindes versteckt. Die junge Frau hat die Detektivin nicht entdeckt, die sich an ihre Fersen geheftet hat. Sie wird auffliegen, wird Schwierigkeiten bekommen, das sieht der Dieb voraus. Er beobachtet die Szene und hat letzten Endes Mitleid mit der jungen Frau. Mit geübter „Fingerfertigkeit“ rettet er sie vor der Detektivin und erspart ihr viel Ärger.

Ein professioneller Dieb hat Mitleid mit einer unerfahrenen jungen Diebin, die er im Supermarkt beim Stehlen beobachtet. Ilse Winkler beschreibt die Szene sehr einfühlsam und in einer knappen und präzisen Sprache. Der Leser ist direkt dabei, erahnt, was der Dieb voraussieht, was unweigerlich geschehen wird. Fragt sich, ob und wie er wohl helfen kann und freut sich über das finale „Happy End“. Eine von der ersten bis zur letzten Zeile gelungene Geschichte.

Klau, schau, wem ...:

Die junge Frau fällt ihm sofort auf.

Dilettanten und Anfänger erkennt er auf den ersten Blick. Wer hüllt sich denn an einem heißen Sommertag in einen dicken Parka mit großen Jackentaschen? Das etwa dreijährige Mädchen, das sie auf den Kindersitz des... Kurzgeschichte lesen

Foto Ilse Winkler

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