Kristina Holler aus Aurachtal

Wettbewerbs-Auszeichnungen

3. Platz im Genre-Wettbewerb 2020 - Blau und Rot
Urteil der Jury

Luisa, 13 Jahre alt, badet im See. Sie versucht, die roten Erinnerungen wegzubaden. Das Blut ihrer Mutter, die sich die Pulsadern aufgeschnitten hat. Das Blut des Vaters, den Luisa getötet hat.
Kristina Hollers Text ist in zwei Teile geteilt. Der erste spielt mit bildhaften Szenen, die die Leser nicht mehr loslassen. Ein Mädchen, das versucht, sich im See reinzuwaschen. Im zweiten Teil nimmt die Hauptfigur Kontakt mit einer Frau auf, die ihr am Ende helfen wird. Hier sind es die Dialoge, die bestechen. Am Ende der Geschichte bleibt Trost. Trost, dass das Leben des jungen Mädchens irgendwann wieder lebenswert sein wird. Ein eindringlicher Text!

Blau und Rot:

Sie trug ein Kleid aus blassblauem Leinen, das zu groß für sie wirkte. Der Stoff kratzte auf ihrer Haut, doch das störte sie nicht. Die Sonne färbte gerade den Horizont orange und rot und obwohl es noch so früh am Morgen war, fror sie nicht. Die Nacht... Kurzgeschichte lesen

5. Platz im Genre-Wettbewerb 2019 - Die Vogelscheuche
Urteil der Jury

Joshua steht vor einer Vogelscheuche, die beklemmende Gefühle in ihm weckt. Als er kurz darauf ein Foto mit ihm und seinem Bruder Jamie findet, weiß er, hier war es gewesen – genau hier war sein Bruder an ein Holzkreuz gefesselt worden, hier hatte Jamie eine Nacht ausharren müssen, ausgeliefert und völlig alleingelassen. Und er war schuld daran gewesen.

Dieser Text ist beängstigend real. Ein Mann wird mit seiner Vergangenheit konfrontiert, die er seit seiner Kindheit verdrängt hatte. Er erinnert sich, er leidet, doch er hat die Möglichkeit, seine Schuld wiedergutzumachen und sich mit seinem Bruder zu versöhnen. Die Autorin hat einen Text geschrieben, der den Leser mit Haut und Haaren gefangen nimmt und ihn nachdenklich zurücklässt.

Die Vogelscheuche:

Es war totenstill, als Joshua aus seinem alten Opel Kadett stieg. Die Luft stand und die gefühlte Temperatur lag weit über der 30-Grad-Marke. Bei dieser Hitze hatten nicht einmal die Vögel Lust zu zwitschern. Es war als hielte die ganze Welt den Atem... Kurzgeschichte lesen

5. Platz im Schreibdebüt-Wettbewerb 2019 - Der Stalker
Urteil der Jury

Es gelingt der Autorin ausgezeichnet, vom Grauen im scheinbar normalen Alltag einer jungen Frau zu erzählen, deren Ex-Freund zum Stalker geworden ist.
Julia steht zwischen Jonas und Alex, der sie nicht loslassen kann. Die Unmöglichkeit, sich gegen die grenzverletzenden Übergriffe des Stalkers zu wehren, wird durch das offene Ende deutlich, das die Leser an die typischen Spannungselemente in Schauer- und Horrorgeschichten erinnert. „Jonas legte beruhigend seinen Arm um Julia und während er sie fast liebevoll ins Wohnzimmer führte, sprudelte die ganze Geschichte aus ihr heraus.“ Doch während Jonas und Julia versuchen, ihren Weg zu finden, ist der Stalker schon wieder erschreckend nahe.
Anstelle einer neuen Sicht, die es in Anbetracht des starken Konfliktes nicht geben kann, setzt die Autorin geschickt einen Schockeffekt ans Ende. Der Leser wird mit der zutreffenden Erkenntnis, dass manche Probleme sich nun einmal nicht auf einfachem Wege lösen lassen, aus der Geschichte entlassen.

Der Stalker:

Es dämmerte bereits, als Julia die ramponierte schmutzgraue Tür zu dem Mehrparteienhaus öffnete, in dem sie seit drei Monaten wohnte. Vor ihrem Briefkasten im Foyer zögerte sie kurz. Unschlüssig starrte sie auf den kleinen silbernen Schlüssel in ihrer... Kurzgeschichte lesen

Foto Kristina Holler

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