Nicole Birlem aus Berlin

Wettbewerbs-Auszeichnungen

1. Platz im Genre-Wettbewerb 2024 - Trennung hoch 2
Urteil der Jury

Nicole Birlem erzählt auf formal interessante und ungewöhnliche Art eine typische Erwachsenwerden-Situation. Lenas Eltern trennen sich und Lena erlebt inmitten dieser Krise eine noch tiefere Krise. Sie spricht dabei ein Du an, dem sie die Situation zu erklären versucht. Dieses Du können entweder wir sein, die Lesenden. Möglicherweise ist es auch ein Teil von Lena selbst. 
Denn Lena ist mit sich selbst nicht mehr eins. Ihr Körper hat sich von ihrem Willen getrennt und sie hat keine Kontrolle über ihre eigenen Handlungen. 
Thema und zugleich Voraussetzung des Erzählens ist diese Trennung; der Zustand wird in der Psychologie als Ich-dyston bezeichnet, die Definition ist elegant in die Handlung eingewoben. 
Lena muss also hilflos zuzuschauen, wie DYSTO – so nennt sie den getrennten Selbstanteil – ihr Leben übernimmt und es zerstört. Doch sie wehrt sich und sie ist nicht allein mit ihrem Problem. In der Nähe zur besten Freundin und zu ihrem Schwarm findet sie einen ersten Ansatz, wieder eins mit sich zu werden.   
Nicole Birlem erzählt in Trennung hoch 2 die Krisenhaftigkeit der Situation sprachlich authentisch, glaubwürdig und nah an der Figur. Lenas gleichwohl distanzierter Blick auf sich selbst gibt dem Text dabei eine angenehme Leichtigkeit. 
 

Trennung hoch 2:

Früh

Ich lebe zurzeit in doppelter Trennung und das bringt meinen Alltag ziemlich durcheinander, kann ich dir sagen.
„Lena, kommst du runter? In zwei Minuten ist dein Vater da.“
Ma und Paps leben ebenfalls getrennt. Klar. Sie machen gerade ihr... Kurzgeschichte lesen

Foto Nicole Birlem

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