Patrick Kühnel aus München

Wettbewerbs-Auszeichnungen

3. Platz im Genre-Wettbewerb 2022 - Auf dem Weg zum Gipfel
Urteil der Jury

Gregor, die Perspektivfigur dieser Erzählung, ist unaufhaltsam Auf dem Weg zum Gipfel, und erst vom Ende her begreifen wir, dass er das im doppelten Sinne ist: Berggipfel einerseits. Doch er ist mit seinem Verlobungsring in der Tasche auch auf direktem Weg zu Hochzeit – einem viel beschworenen Gipfelpunkt des Lebens.
Das Interessante an dieser Geschichte: Gregors Höhenangst ist so intensiv und benötigt eine derartig hohe Konzentration, um in Schach gehalten zu werden, dass er darüber vollkommen vergisst, warum er überhaupt mit seiner Freundin Rosi auf diesen Gipfel wollte und dass er einen Verlobungsring in der Tasche trägt. 
Besonders überzeugend dabei ist Gregors Flucht in wissenschaftliche Betrachtungen. Er lenkt sich von seiner Angst mit Gleichungen, Algorithmen, Emergenz und der Frage nach der Messbarkeit von Qualia ab. Das ist amüsant zu lesen, und er stellt damit beiläufig die ganze Operation in Frage: Nach allem, was er wusste, hatte er zwar Grund zur Annahme, dass er sie liebte. Doch darauf folgt unvermeidlich ein: Aber …  Gregors Angst vor Höhe erscheint in diesem Licht ebenso als Angst vor der Hochzeit mit Rosi, die ebenfalls im Abgrund enden könnte.
 

Auf dem Weg zum Gipfel:

Bloß nicht aus der Gondel schauen, alles ringsum ignorieren, die schwankenden Bergspitzen, die steilaufragenden Felswände und den schwarzgrün lauernden Bergwald hunderte Meter tief unter ihm! Gregor konzentrierte sich intensiv auf den Kabinenboden... Kurzgeschichte lesen

2. Platz im Genre-Wettbewerb 2020 - Die Nachtseite meines Vaters
Urteil der Jury

Patrick Kühnel hat eine geheimnisvolle Erinnerung in Worte gefasst, auch hier wieder in der klassischen Art der amerikanischen Kurzgeschichte: Die äußeren Ereignisse lassen tiefere Vorgänge ahnen, ohne sie zu interpretieren und damit dem Leser das Ergebnis vorverdaut mitzuliefern. Der Erzähler erinnert sich an seinen Vater, der einen guten Job mit Geld und Ansehen aufgab, um als Nachtportier ein unauffälliges Dasein zu führen. Eines nachts weckt er seinen kleinen Sohn, um ihn mitzunehmen zu einem Abenteuer der Nacht. Und er zeigt seinem Sohn seine „Nachtseite“, die Seite seines Wesens, dir ihn dazu trieb, sich der umtriebigen Karrierewelt zu entziehen.
Die Geschichte ist so ruhig und klar erzählt, wie ein Nachthimmel voller Sterne. Und die Pointe lässt den Leser mit einer Frage zurück, über die er lange nachdenken wird.

Die Nachtseite meines Vaters:

Ich habe meinen Vater als einen klugen und sehr nachdenklichen Mann in Erinnerung. Es hieß, vor meiner Geburt habe er einmal an der Universität gearbeitet und war als Forscher in seinem Fach sogar recht bekannt gewesen. Dann kündigte er von einem Tag... Kurzgeschichte lesen

Foto-Patrick-Kühnel

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