Hanna Porepp aus Ratingen

Wettbewerbs-Auszeichnungen

1. Platz im Schreibdebüt-Wettbewerb 2019 - Alles schläft, einsam wacht
Urteil der Jury

Von der Einsamkeit und Kommunikationslosigkeit alter Menschen in der Gesellschaft erzählt die tiefsinnige Kurzgeschichte „Alles schläft, einsam wacht“ der Autorin Hanna Porepp. Marianne, deren geliebter Mann Norbert gestorben ist, betritt an einem kalten Wintertag mit ihrem Rollator die Apotheke, um Schlaftabletten zu kaufen. Sie ist dankbar für die Wärme, die ihr entgegen schlägt und wünscht sich ein klein wenig Ansprache. Doch egal, was Marianne erzählt, die Apothekerin, eine „junge Dame in einem weißen Kittel“, schenkt ihren Worten keine Beachtung.
Es gelingt der Autorin Hanna Porepp mit viel Gefühl für Dialog und Sprache nicht nur die Einsamkeit von Marianne, sondern auch die Gleichgültigkeit, die alten Menschen in einer Gesellschaft entgegen schlägt, die immer anonymer zu werden droht, für die Leser fühl- und spürbar zu machen. Auch Mariannes Andeutung, dass sie „ihren Norbert vielleicht bald wieder sieht“, löst bei der Apothekerin, die damit beschäftigt ist, das Kleingeld zu zählen, keinerlei Reaktion aus. Auch dann noch nicht, als Marianne andeutet, „vielleicht doch ein paar mehr von den Tabletten zu nehmen, als der Arzt ihr verschrieben hat.“
Hinter Marianne klingelt es bereits und ein neuer Kunde betritt die Apotheke, während sie mit ihrem Rollator zurück in die Kälte geht und von eisigem Wind empfangen wird. Das offene Ende lässt dem betroffenen Leser Raum zum Weiterdenken und führt zu der Erkenntnis, dass manche Probleme zu groß sind, um darauf eine eindeutige Antwort zu haben.

Alles schläft, einsam wacht:

Langsam schob Marianne ihren Rollator durch die Schiebetür und betrat die Apotheke. Der typische Geruch nach Hustenbonbons und gestärkten Kitteln umfing sie. Dankbar für die Wärme zog sie ihre Lederhandschuhe aus und rieb einmal kräftig die Hände... Kurzgeschichte lesen

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